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Blattlaus
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18.11.2012
golocal
„Der Pforzheimer Bahnhof, des einen Freud, des anderen Leid, so könnte man dazu sagen.
Ich beschreibe ihn mal aus der Sicht der Bevölkerung nach dem K…rieg.
Der erste Bahnhof wurde in den letzten Kriegstagen fast komplett zerstört. Einige Jahre diente er noch als Provisorium, dann wurde er abgerissen und ein neuer gebaut.
1958 wurde er eingeweiht. im Stadtarchiv habe ich ein Filmchen davon gesehen. Die Bahnhofshalle war voll mit Prominenz aus Stadt und Land. Die Bürger standen davor und drückten sich die Nasen an der Glasfront platt.
Als "Kleinod der Wirtschaftswunderzeit" wurde er genannt, er war auf dem modernsten Stand der damaligen Bahnhofsarchitektur.
Ein eingeschossiger, rechteckiger Bau mit Flachdach, die vordere Front fast komplett bis zum Boden verglast. Schöner heller Steinboden, links und rechts Kiosk, Gaststätte, Gepäckaufgabe.
Zur Gleisseite ebenerdig auf Gleis 1, Treppe zu den Gleisen 2 bis 6. Diensträume und Fahrkartenschalter gleisseitig. Treppe nach unten zu einem Friseursalon, große Marmortische und Sitzgelegenheiten an der Vorderfront.
Die Pforzheimer waren begeistert, ein Spaziergang im Bahnhof, sich umgucken, dort zum Friseur gehen, das gefiel ihnen, der Rest der Stadt war noch ziemlich kriegsgeschädigt. Auch ich durfte damals Hand in Hand mit meiner Mutter dort herumflanieren.
Später machten wir oft an den Tischen unsere Hausarbeiten und schrieben morgens bevor es in die benachbarte Schule ging, noch schnell beim anderen ab.
Im Lauf der Jahre las man immer mal in der Zeitung vom Bahnhof, eher negatives.
Obdachlose würden dort nächtigen, deshalb wurden alle Sitzgelegenheiten abmontiert, auch die Tische wurden entfernt.
Natürlich wurde sich beschwert, vor einigen Jahren sanierte die Bahn die Halle, die Gepäckaufgabe wurde geschlossen, das ergab ein Bücher- und Zeitungsladen, der Friseur hatte inzwischen auch zu, da ist ein Internetcafe drin, und welch Wunder 3 Sitzbänke wurden aufgestellt. mehr wurden es bis jetzt nicht.
Ein Seitenflügel ,der früher eine Gaststätte beherbergte wurde zu Yormas, in den anderen Seitenflügel zog Burger King ein.
Rollstuhlfahrer oder Gehbehinderte wurden bisher noch übersehen , es gab nur Treppen zu den Gleisen, noch nicht mal ein Gepäckband.
Erst dieses Jahr hat der Bahnhof 4 Fahrstühle bekommen.
Wenn jetzt noch vor Burger King, und an den Eingängen mehr gefegt werden würde, könnte man ihn fast schön nennen, halt aus einer anderen Zeit.
Seit 1989 steht er unter Denkmalschutz
Von 24 bis 6 Uhr ist er geschlossen.
Man beachte noch die Goldplättchen an der Fassade, sie sollen ein Symbol für die Gold- und Uhrenstadt sein.”
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